Dienstag, 15. Dezember 2009

A Billion Starving People - Gedanken zur Entwicklungspolitik

Vor ein paar Tagen hörte ich mir auf dem Weg zur Uni einen Klassiker von Keith Green, einem der bekanntesten christlichen Musiker, an. Da machte mich der Titel des Songs stutzig: "A Billion Starving People"! Dieser Titel kam mir sehr bekannt vor, habe ich doch kürzlich in den Nachrichten gelesen, dass weltweit wieder mehr als 1'000'000'000 Menschen an Hunger leiden (von dreckigem Trinkwasser, fehlenden Bildungschancen, etc. ganz zu schweigen). Erschreckend dabei ist, dass dieser Song bereits vor 25 Jahren erschien...

Während dem Millenniumsgipfeltreffen 2000 in New York verpflichteten sich 189 Staatschefs von UNO-Mitgliedstaaten, acht konkrete Entwicklungsziele zu erreichen – und so die weltweite Armut bis ins Jahr 2015 zu halbieren.

Ich glaube, es ist an der Zeit zu fragen, was die Staatengemeinschaft in diesen 25 bzw. 9 Jahren gemacht hat. Was die Schweiz in dieser Zeit unternommen hat. Und schliesslich, was ICH in diesen Jahren gegen die weltweite Armut unternommen habe.

Sicher gab es viele hilfreiche Projekte der UNO und verschiedener Länder, die teilweise ihre Verantwortung wahrgenommen haben. Besonders viel Entwicklungshilfe wurde vorbildlicherweise von diesen 5 Staaten geleistet:

- Schweden (1,03% des Bruttonationaleinkommens)
- Luxebourg (0,89%)
- Norwegen (0,89%)
- Niederlanden (0,81%)
- Dänemark (0,80%)
(vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Official_development_assistance)

Ob dieses Geld immer am richtigen Ort gelandet ist sei hier dahingestellt, das übersteigt meine Kenntnisse. Auch wenn diese Hilfe manchmal ineffizient sein mag (vor allem wenn dabei das Eigeninteresse des Geberlandes im Vordergrund steht), scheint mir das Prinzip dahinter doch sehr wichtig zu sein: Solidarität der reicheren Länder mit den ärmeren.

Im Zuge der Finanzkrise hat der US-Kongress 700 Mia. US-$ zur Rettung der Banken bereitgestellt, fast auf Knopfdruck könnte man meinen. Anscheinend würden 25 Mia. US-$ genügen um den weltweiten Hunger zu bekämpfen... Nur gehören die betroffenen Menschen im seltensten Fall den Wahlkreisen der Parlamentarier in Industrieländer an. Vielleicht liegt es daran, dass die die US-Regierung lediglich 0,17% des BNE für Entwicklungshilfe ausgibt im Gegensatz zum 24-fachen Betrag für Rüstungsausgaben!

Nun, wie sieht es eigentich mit der Schweiz aus? Vor ein paar Jahren hat unser Bundesrat versprochen die Entwicklungshilfe auf 0,7% des BNE zu erhöhen (was in etwa der UNO-Empfehlung entspricht um die weltweite Armut effektiv bekämpfen zu können). Leider stagnieren die effektiven Beiträge um die 0,4% (wobei die Ausgaben für das Asylwesen auch darin enthalten sind). 2008 wurde gemäss DEZA-Jahresbericht insgesamt mit 501,5 Millionen CHF durch DEZA und SECO den Entwicklungsländern geholfen. Was immerhin 1/9 dessen ist, was wir für die Landesverteidigung ausgeben (dieser Satz darf ruhig auch ironisch verstanden werden).

Immerhin beschloss die Bundesversammlung (NR&SR) die Entwicklungshilfe auf 0,5% des BNE zu erhöhen, was allerdings dank den (ansonsten berechtigten) Sparbemühungen des Bundesrates leider wieder in Frage gestellt wurde. Auch besteht immer wieder die Gefahr, dass die Schweiz entsprechende Gelder nach Eigeninteresse vergibt. So wurden z.B. in Ägypten (wo die Armutslage nicht extrem prekär ist) diverse Projekte unterstützt im Gegenzug zu einem Freihandelsabkommen.

Doch bevor wir über die Weltengemeinschaft und unsere eigene Regierung schimpfen sollten wir uns vielmehr zuerst fragen, was wir gegen die weltweite Armut unternommen haben. Wo waren wir grosszügig, oder wo waren uns Luxus und Bequemlichkeiten lieber als ein Verzicht zu Gunsten der Ärmsten? Was sicher fehl am Platz ist, ist die Ausrede, dass es ja wohlhabendere Leute gäbe, die viel geeigneter wären, zu helfen. Würde jeder so denken, würde wohl kaum ein Rappen gespendet werden. Wie http://www.globalrichlist.com/ (vereinfacht) zeigt, gehört man sogar mit einem geringen Einkommen von 3'500.- CHF/Monat zu den 6% reichsten Menschen der Welt!

Lasst uns deshalb schon mit einem kleinen Einkommen (was auch immer das sein mag) grosszügig sein. Geeignete Werke die dringend auf Spenden angewiesen sind gibt es reichlich genug.


Hier übrigens noch der Song von Keith Green...

A Billion Starving People

I find it hard to turn away, a billion starving people,

But what can one do, I've heard you say - you can't save someone's life

I want to save a life today, I want to get someone close with my Father.

Be them the bread of life today, I want to help them get stronger, help them last longer

And give them a chance to see Jesus.

I find it hard to just ignore, the murdered unborn children,

Yes times have changed, but still God warns, you shall not take a life.

I want to save a life today, I want to keep one alive for my Father,

Who will avenge the blood!

Of weak and helpless ones someday - whose lives are spilled out like water,

Lambs in the slaughter, and each one is handmade by Jesus.

I find it hard to turn away, a billion starving people, a billion starving people.

2 Kommentare:

  1. Erneut ein sehr guter Blog-Eintrag! Ich bin es leid, immer wieder die Ausreden zu hören, man habe ja nicht genug Geld, um den Armen unter dieselben greifen zu können. Selbst ich als Student ohne Einkommen finde immer wieder ein paar Franken, auf die ich verzichten kann. Letztlich kann anderswo mit diesen paar Franken deutlich mehr erreicht werden als hierzulande. Ein jeder muss umdenken - die Regierungen allerdings ganz besonders. Aber du hast Recht, die Wähler goutieren es nicht besonders, wenn das Geld nicht ihnen zu Gute kommt, sondern Menschen, die es viel nötiger haben...

    Für den nächsten Blog-Eintrag kannst du ja die Zeile "I find it hard to just ignore the murdered unborn children" nehmen - auch ein sehr heisses Thema...

    AntwortenLöschen
  2. Du wirst es nicht glauben: Vor etwa zwei Wochen habe ich denselben Song irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr morgens gehört (konnte nicht schlafen) und dann ist mir genau dasselbe aufgefallen: 1 000 000 000 Hungernde. Es hat mich persönlich sehr bewegt, dass Keith Green die Probleme dieser Welt so konkret aufnimmt und insbesondere die Kirche aufruft ihre Verantwortung in der Gesellschaft wahr zu nehmen. Ich kann deinem Blog-Eintrag nur beipflichten und bin gespannt, wann meine eingereichte Standesinitiative (0,7% des BIP) auf Bundesebene behandelt wird.

    AntwortenLöschen