Dienstag, 15. Dezember 2009

A Billion Starving People - Gedanken zur Entwicklungspolitik

Vor ein paar Tagen hörte ich mir auf dem Weg zur Uni einen Klassiker von Keith Green, einem der bekanntesten christlichen Musiker, an. Da machte mich der Titel des Songs stutzig: "A Billion Starving People"! Dieser Titel kam mir sehr bekannt vor, habe ich doch kürzlich in den Nachrichten gelesen, dass weltweit wieder mehr als 1'000'000'000 Menschen an Hunger leiden (von dreckigem Trinkwasser, fehlenden Bildungschancen, etc. ganz zu schweigen). Erschreckend dabei ist, dass dieser Song bereits vor 25 Jahren erschien...

Während dem Millenniumsgipfeltreffen 2000 in New York verpflichteten sich 189 Staatschefs von UNO-Mitgliedstaaten, acht konkrete Entwicklungsziele zu erreichen – und so die weltweite Armut bis ins Jahr 2015 zu halbieren.

Ich glaube, es ist an der Zeit zu fragen, was die Staatengemeinschaft in diesen 25 bzw. 9 Jahren gemacht hat. Was die Schweiz in dieser Zeit unternommen hat. Und schliesslich, was ICH in diesen Jahren gegen die weltweite Armut unternommen habe.

Sicher gab es viele hilfreiche Projekte der UNO und verschiedener Länder, die teilweise ihre Verantwortung wahrgenommen haben. Besonders viel Entwicklungshilfe wurde vorbildlicherweise von diesen 5 Staaten geleistet:

- Schweden (1,03% des Bruttonationaleinkommens)
- Luxebourg (0,89%)
- Norwegen (0,89%)
- Niederlanden (0,81%)
- Dänemark (0,80%)
(vgl. http://en.wikipedia.org/wiki/Official_development_assistance)

Ob dieses Geld immer am richtigen Ort gelandet ist sei hier dahingestellt, das übersteigt meine Kenntnisse. Auch wenn diese Hilfe manchmal ineffizient sein mag (vor allem wenn dabei das Eigeninteresse des Geberlandes im Vordergrund steht), scheint mir das Prinzip dahinter doch sehr wichtig zu sein: Solidarität der reicheren Länder mit den ärmeren.

Im Zuge der Finanzkrise hat der US-Kongress 700 Mia. US-$ zur Rettung der Banken bereitgestellt, fast auf Knopfdruck könnte man meinen. Anscheinend würden 25 Mia. US-$ genügen um den weltweiten Hunger zu bekämpfen... Nur gehören die betroffenen Menschen im seltensten Fall den Wahlkreisen der Parlamentarier in Industrieländer an. Vielleicht liegt es daran, dass die die US-Regierung lediglich 0,17% des BNE für Entwicklungshilfe ausgibt im Gegensatz zum 24-fachen Betrag für Rüstungsausgaben!

Nun, wie sieht es eigentich mit der Schweiz aus? Vor ein paar Jahren hat unser Bundesrat versprochen die Entwicklungshilfe auf 0,7% des BNE zu erhöhen (was in etwa der UNO-Empfehlung entspricht um die weltweite Armut effektiv bekämpfen zu können). Leider stagnieren die effektiven Beiträge um die 0,4% (wobei die Ausgaben für das Asylwesen auch darin enthalten sind). 2008 wurde gemäss DEZA-Jahresbericht insgesamt mit 501,5 Millionen CHF durch DEZA und SECO den Entwicklungsländern geholfen. Was immerhin 1/9 dessen ist, was wir für die Landesverteidigung ausgeben (dieser Satz darf ruhig auch ironisch verstanden werden).

Immerhin beschloss die Bundesversammlung (NR&SR) die Entwicklungshilfe auf 0,5% des BNE zu erhöhen, was allerdings dank den (ansonsten berechtigten) Sparbemühungen des Bundesrates leider wieder in Frage gestellt wurde. Auch besteht immer wieder die Gefahr, dass die Schweiz entsprechende Gelder nach Eigeninteresse vergibt. So wurden z.B. in Ägypten (wo die Armutslage nicht extrem prekär ist) diverse Projekte unterstützt im Gegenzug zu einem Freihandelsabkommen.

Doch bevor wir über die Weltengemeinschaft und unsere eigene Regierung schimpfen sollten wir uns vielmehr zuerst fragen, was wir gegen die weltweite Armut unternommen haben. Wo waren wir grosszügig, oder wo waren uns Luxus und Bequemlichkeiten lieber als ein Verzicht zu Gunsten der Ärmsten? Was sicher fehl am Platz ist, ist die Ausrede, dass es ja wohlhabendere Leute gäbe, die viel geeigneter wären, zu helfen. Würde jeder so denken, würde wohl kaum ein Rappen gespendet werden. Wie http://www.globalrichlist.com/ (vereinfacht) zeigt, gehört man sogar mit einem geringen Einkommen von 3'500.- CHF/Monat zu den 6% reichsten Menschen der Welt!

Lasst uns deshalb schon mit einem kleinen Einkommen (was auch immer das sein mag) grosszügig sein. Geeignete Werke die dringend auf Spenden angewiesen sind gibt es reichlich genug.


Hier übrigens noch der Song von Keith Green...

A Billion Starving People

I find it hard to turn away, a billion starving people,

But what can one do, I've heard you say - you can't save someone's life

I want to save a life today, I want to get someone close with my Father.

Be them the bread of life today, I want to help them get stronger, help them last longer

And give them a chance to see Jesus.

I find it hard to just ignore, the murdered unborn children,

Yes times have changed, but still God warns, you shall not take a life.

I want to save a life today, I want to keep one alive for my Father,

Who will avenge the blood!

Of weak and helpless ones someday - whose lives are spilled out like water,

Lambs in the slaughter, and each one is handmade by Jesus.

I find it hard to turn away, a billion starving people, a billion starving people.

Montag, 7. Dezember 2009

Antworten auf Kommentare

Hoi Zäme!
Danke für die vielen Kommentare. Ich gehe hier noch auf einzelne Aussagen/Fragen näher ein:

"Doch sobald gegenseitiges Missionarentum zu tage gefördert wird, scheiden sich die Geister. Aus Freunden werden Feinde!"
- Mission muss nicht per se schlecht sein und aus Freunden Feinden machen. Ich finde, man kann sehr wohl zur eigenen Überzeugung stehen und diese weitergeben wollen. Wichtig ist dabei der Respekt vor dem Anderen und dass Mission nicht mit Druck geschieht.

"Ist es nicht ziemlich scheinheilig, den Muslimen ein Recht zu entziehen, welches allen anderen Religionen als selbstverständlich zugestanden wird, und welches an und für sich durch unsere Verfassung (s. Art 8: Diskriminierungsverbot, Religionsfreiheit) garantiert wäre; und NACH geglückter Diskriminierung dann zu "Freundlichkeit" und "Gastfreundschaft" aufzufordern?"
- Den Christen kann im Prinzip das gleiche Recht entzogen werden, nämlich einen Kirchenturmn zu bauen, wenn eine Mehrheit der Stimmenden ein solches Zeichen setzen will. Deswegen muss man nicht gleich von Diskriminierung und Einschränkung der Religionsfreiheit reden. Zu denken gibt mir, wenn Muslime als Menschen angegriffen und verletzt werden, hier braucht es Versöhnung. Mit meinem Aufruf will ich gerade Ja-Stimmenden aufzeigen, dass auch sie eine Verantwortung haben, damit Integration gelingen kann, und dass man den Islamismus nicht per Minarettverbot als Fernsteuerung abschalten kann.

@Dominic:
Die Minarett-Initiative wurde leider im Vorfeld durch viele Medien als rechtsextrem oder anti-Moslem heraufgespielt, z.T. wohl auch zu Recht auf Grund des z.T. provokativen Abstimmungskampfes. Einen Monat vor der Abstimmung sagte Hisham Maizar (Präsident Föderation Islamischer Dachverbände in der Schweiz): “Wenn überhaupt etwas als beleidigend empfunden wurde von den hier lebenden Moslems, dann war es die Plakatkampagne der vergangenen Monate. Vorher dachten sich viele, dass die Anti-Minarett-Initiative eine Angelegenheit des Schweizer Staates sei, und nicht der Muslime selbst.” (http://www.20min.ch/news/schweiz/story/-Wir-sind-nicht-Kanonenfutter-fuer-die-SVP--22023613)
Ich habe deshalb keine Schuldgefühle, weil ich ein wohlüberlegtes Ja in die Urne gelegt habe, ohne dabei Hassgefühle gegenüber Moslems zu empfinden. Das Minarettverbot kann zu Recht als Kritik und gewissermassen als symbolische Grenze an einem radikalen Islam verstanden werden, wie ihn z.B. Saudi-Arabien auch in der Schweiz fördern will, wie SA das bereits in den Balkanländern tut.

"Wie um Himmels Willen willst Du den Muslimen klar machen, dass DU das Minarettverbot als Ablehnung einer Ideologie und nicht als Ablehnung der Muslime verstanden wissen willst?"
- Das wird sich zeigen müssen, habe kürzlich eine gläubige Muslima kennengelernt, die mich fragte, warum in der Welt ich Ja gestimmt habe. Denke wir haben ein paar spannende Gespräche vor uns...

"Die Muslime werden doch wohl auch das Recht haben, das Ja so zu interpretieren, wie sie es verstehen?"
- Ja natürlich, mein Blogeintrag beansprucht ja keine universelle Gültigkeit und legt auch dar, warum ich Ja gestimmt habe.

"Du hast selbst in Deinem Beitrag auf den Islam pauschal als "Religion des Hasses" angespielt."
Ich habe den Islam nicht pauschal als "Religion des Hasses" bezeichnet sondern lediglich zitiert. Ausserdem bleibt es dem Leser überlassen, zu beurteilen, ob der frühere Glaube (Religion des Hasses) des Sultan A. nun DER Islam ist, oder eine (radikale) Form davon.

"Was das Ja meines Erachtens zum Ausdruck gebracht hat, ist dass die Schweizer BEIDE Sorten von Islam unsympathisch und bedrohlich findet und bereit ist, das religiöse Symbol BEIDER Sorten von Islam per Gesetz zu verbieten."
- Leider sieht das Minarett des radikalen Islams dem Minarett des moderaten Islams verwechselbar ähnlich. Daher ist es schwierig hier scharf zu trennen.

Montag, 30. November 2009

Von Türmen und Brücken - Gedanken zum Minarettverbot

"In der Schweiz ist der Bau von Minaretten verboten." Die Schweiz folgt damit dem Österreichischen Bundesland Kärnten das 2007 ein Minarettverbot beschlossen hat. Doch das Abstimmungsergebnis hat überrascht, die emotionalen Wellen, die im Vorfeld des Abstimmungskampfes schon hochgingen, kamen am Sonntag in aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Auf der einen Seite Freude, Erleichterung, Genugtuung, dass man trotz der Generalschubladisierung in die rechtsextreme Ecke über 1,5 Millionen Stimmberechtigte für das Minarettverbot gewinnen konnte. Auf der anderen Seite Konsternation, Wut und Solidaritätskundgebungen, die sich zurecht gegen eine falsche Ausgrenzung von Menschen richten, die auf Angst beruht. Eines ist sicher: Die Minarett-Initiative, oder vielmehr die Art wie der Abstimmungskampf geführt wurde, hat unsere Gesellschaft gespalten wie kaum eine Abstimmungsvorlage in den letzten Jahren.

Begegnung mit einem ex-Terroristen
Am Abstimmungssonntag traf ich mich mit EDU-Sympathisanten um den Ausgang der Abstimmung zu verfolgen. Zwei Hauptredner an diesem Treffen waren Araber. Mein Freund Sultan A. erzählte uns seine Lebensgeschichte, wie er mit 16 Jahren der Muslimbruderschaft beitrat, wie er als Terrorist in den Irak reiste um zu töten und getötet zu werden. Alle seine Freunde kamen im Jihad ums Leben, nur er überlebte. Er kehrte nach Hause zurück, wo er heiratete und zwei Kinder bekam. In seinem Eifer für den Islam versuchte er immer wieder, Christen zum Islam zu bekehren. Worauf er sich nicht vorbereitet hatte war die Antwort einer Christin: “Wieso sollte ich eine Religion der Liebe gegen eine Religion des Hasses austauschen?”

Change we can believe in
Diese Antwort machte Sultan so nachdenklich, dass er kurz darauf entschied Isa [Jesus] nachzufolgen und ab diesem Zeitpunkt alle Menschen zu lieben. Sultans Frau tat es ihm gleich worauf sie von ihrem eigenen Vater auf die Strasse gezerrt und dort niedergestochen wurde. Sultan floh und fand Asyl in der Schweiz. Wenn ich mir heute seine Erlebnisse anhöre und mich mit ihm unterhalte, sehe ich ein Strahlen und eine Liebe in seinen Augen die jeden Hassgedanken verschwinden lassen. Doch war auch er sehr dankbar, dass die Minarett-Initiative angenommen wurde, denn diese richtet sich nicht gegen die Menschen islamischen Glaubens, sondern gegen eine Ideologie, die einen Vater dazu bringt seine eigene Tochter zu töten.

…tempus destruendi et tempus aedificandi
Gestern hat das Stimmvolk ein wichtiges Zeichen gegen die radikale islamische Ideologie gesetzt. Das Minarettverbot ist ein deutliches Zeichen an die Regierungen aller islamischer Länder, welche die Menschenrechte prinzipiell nur Moslems zubilligen. Leider wurde der Abstimmungskampf zum Teil mit Angstmacherei geführt, auch argumentierten manche Exponenten zu wenig differenziert. Die politischen “Unsportlichkeiten” einzelner Ja-Stimmenden gipfelten in den Farbanschlägen auf eine Moschee in Genf was äusserst bedenklich ist. So verwundert es nicht, dass sich einige moderate Muslime durch das Abstimmungsresultat persönlich angegriffen fühlen, was ich sehr bedauere. Die Abstimmung hat “Gräben aufgerissen und Gräben offenbart”, kommentiert Peter Schmid auf Livenet.ch. Deshalb mag es an der Zeit sein, sich an eine Aussage König Salomons zu erinnern:

“Es gibt eine Zeit zu zerstören und eine Zeit aufzubauen.” (Pr. 3,3b)

Ich meine, dass das Ja zur Minarett-Initiative notwendig und richtig war. Genauso wichtig ist es jetzt aber wieder Brücken zu bauen und Gefühle der Ausgrenzung - wo es diese geben mag – im Mut zur gegenseitigen Begegnung und im freundlichen, respektvollen Umgang mit dem Anderen zu mildern.

Für ein ganzheitlich “christliches Land”

War das Ja zur Minarett-Initiative nun ein Ja zu unseren christlichen Wurzeln? Ich bin etwas skeptisch, ging es doch in erster Linie um ein Zeichen gegen die Islamisierung. Die Bezeichnung “christliches Land” verdienen wir erst, wenn wir - vorab die bekennenden Christen dieses Landes - unsere Mitmenschen und vor allem die Schwächsten unter uns lieben, wie es Jesus uns vorgelebt hat. Vielleicht ist es kein Zufall, dass uns die Losungen am Tag nach dem Abstimmungsentscheid mahnen Augenmass zu bewahren und von einer kritischen Haltung gegenüber dem Islam nicht in Fremdenfeindlichkeit zu verfallen:

“Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid.” - 2. Mose 23,9

“Seid gastfrei untereinander ohne Murren.” - 1. Petrus 4,9

Seien wir doch gerade in dieser kommenden Weihnachtszeit gastfreundlich mit Menschen, die hier Asyl beantragt haben. Begegnen wir ihnen mit Freundlichkeit, laden wir sie an unsere Weihnachtsfeiern ein, lasst uns sie hier willkommen heissen. So tragen wir zur Integration und Vorbeugung der Islamisierung bei, wie es kein Minarettverbot kann. Ein Sprichwort besagt, dass es leichter sei, das letzte Wort zu haben, als den ersten Schritt zu tun. Das letzte Wort hatten wir offenbar in dieser politischen Entscheidung. Ich hoffe, wir sind mutig genug einen ersten Schritt auf die Muslime in der Schweiz zu gehen ohne dabei unsere Identität aufzugeben.

Dienstag, 24. November 2009

Für alle Kurzentschlossenen: Warum ich Ja zur Minarett-Initiative stimme


Argumentarium Ja zur Minarett-Initiative

Die Minarett-Initiative polarisiert, auch unter Christen. Deshalb ist mir eine sachliche Diskussion geprägt von gegenseitigem Respekt sehr wichtig. Als die Initiative lanciert wurde, stand ich ihr als jemand, der in einem multikulturellen Umfeld aufwuchs, skeptisch gegenüber. Ich verstehe die Einwände gegen die Initiative sehr gut. Je länger ich mich aber mit dem Thema auseinandergesetzt habe, desto klarer befürworte ich jetzt die Annahme der Initiative. Allerdings distanziere ich mich klar von der unnötig provokativen Kampagne der SVP. Häufig bekommen wir zu hören: “Ihr müsst für die Minarett-Initiative stimmen, sonst ist die Islamierung der Schweiz nicht mehr aufzuhalten.” Oder auch: “Die Initiative darf nicht angenommen werden, weil sie die Religionsfreiheit einschränkt”. Zwischem dem “man muss Ja sagen” oder “man darf nicht Ja sagen” möchte ich in den folgenden Zeilen argumentieren: “Man darf Ja sagen!”

Was die Initiative nicht löst
Der Minarett-Initiative wird häufig abgesprochen, dass sie Probleme lösen kann. Diese Kritik ist teilweise berechtigt, allerdings hat niemand gesagt, dass diese Initiative alle Probleme die mit dem Erstarken des Islams in der Schweiz aufkommen, lösen soll. Die Initiative löst weder das Problem der Zwangsbeschneidung noch wird die Verbreitung von radikal-islamistischen Gedankengut eingeschränkt, um nur zwei von vielen Problemen zu nennen. Ich unterstütze deshalb die konkreten Vorschläge der EVP, Muslime in der Schweiz besser zu integrieren.1 Trotzdem scheint mir auch ein Bauverbot von Minaretten notwendig.

Zur Bedeutung des Minaretts
Das Minarett (arabisch: manara, was übersetzt Leuchtturm bedeutet) übte in der frühislamischen Zeit drei Funktionen aus: Es war ein Signalturm für zivile Karawanen, ein Wachtturm für die militärische Expansion und Kontrolle sowie eine Siegessäule nach erfolgter Eroberung.2 Heute dient es in der islamischen Welt zudem als Plattform für den Gebetsruf des Muezzin. Die folgenden Zitate veranschaulichen zudem weitere Bedeutungen, die dem Minarett zugesprochen werden:
Der türkische Ministerpräsident Erdogan zitiert den türkischen Dichter Ziya Gökalp mit den Worten: “Die Moscheen sind unsere Kasernen. Die Minarette sind unsere Bajonette. Und die Kuppeln sind unsere Helme.”3
Prof. Dr. Heinz Gstrein: “Beim Minarett handelt es sich um ein religiös marginales, ja überflüssiges, fast ausschliesslich politisches Symbol.”4
Die deutsch-türkische Islam-Soziologin Necla Kelek (sie ist Muslima): “Minarette sind im Bewusstsein der muslimischen Herrscher immer eine offensichtliche Machtdemonstration gewesen. Heute geht es den Moscheevereinen nicht um Spiritualität und auch nicht um Integration, sondern um Politik, um die Besetzung von Terrain. Und auch, wenn man jetzt auf den Ruf des Muezzins zu verzichten vorgibt – irgendwann kommt er doch.”

Ein Machtsymbol des radikalen Islams
Von den 50 Ländern mit der stärksten Christenverfolgung5 sind über 35 islamisch. In einigen ist sogar die staatliche Todesstrafe für ein Abfallen vom islamischen Glauben vorgesehen. In anderen Staaten wird Gewalt gegen Christen toleriert, wie der folgende Bericht der NGO Open Doors als ein Beispiel von vielen zeigt:
“Bei Unruhen in den Nordstaaten [Nigerias] Bauchi, Borno, Yobe und Kano Ende Juli sind nach inoffiziellen Quellen über zwanzig Christen, darunter drei Pastoren, und zahlreiche Polizisten getötet worden. 21 Kirchen und vier Polizeiposten wurden zerstört. Die Gewalt brach in Bauchi aus, als bewaffnete Mitglieder der islamischen Sekte Boko Haram aus Protest gegen westliche Schulbildung eine Polizeiwache angriffen. Am 26. Juli erschallten Aufrufe zum Jihad vom Minaret einer Moschee in Maiduguri (Borno), die als Zentrum von Boko Haram gilt. Was folgte war eine organisierte Säuberung der Stadt. Rund 50 Frauen sollen unter akuten Todesdrohungen zum Übertritt zum Islam gezwungen worden sein.”6

Es ist bezeichnend, dass die Organisation der islamischen Konferenz (als Vertreterin sämtlicher islamischer Länder) 1990 die sogenannte "Kairoer Erklärung der Menschenrechte im Islam" verabschiedet hat. Dort heisst es in Art. 1: "Alle Menschen sind gleich an Würde. Der wahrhafte Glaube [des Islams] ist die Garantie für das Erlangen solcher Würde." Oder Art. 10: "Der Islam ist die reinste Form der Religion (...) Es ist verboten, (...) einen Menschen (...) zu einer anderen Religion oder zum Atheismus zu bekehren." Oder schliesslich Art. 24, der die Schari'a über alles stellt: "Alle Rechte und Freiheiten, die in dieser Erklärung genannt wurden, unterstehen der islamischen Schari'a."

So lange grundlegende Menschenrechte in islamischen Staaten täglich mit Füssen getreten werden, ist ein Minarett als äusserliches Zeichen dieses extremistischen Politislams fehl am Platz in einem demokratischen Rechtsstaat. Ein landesweites Bauverbot ist deshalb nur konsequent und soll so lange aufrecht erhalten werden, als dass Länder im Namen des Islams ganze Glaubensgemeinschaften unterdrücken. Ein Minarettverbot ist eine deutliche Botschaft an totalitätere islamistische Länder, dass die Unterdrückung von Frauen und Andersgläubigen von der Schweiz nicht geduldet wird.

Das Minarettverbot ist aber nicht nur ein Zeichen gegenüber dem Ausland, sondern auch gegenüber den Muslimen in der Schweiz. Die Schweiz ist ein sicheres Land für Schiiten, Sunniten, Alleviten, und verschiedene mystische islamische Glaubensrichtungen. Viele Muslime können hier ihren Glauben freier ausüben als in einem islamischen Land. Damit dies so bleibt ist es wichtig, dem radikalen Islam mit seinem Machtanspruch auch symbolisch klare Grenzen zu setzen. Wenngleich die meisten Muslime in der Schweiz friedliebende Menschen sind, bestehen Bestrebungen auch hier einen radikalen, wahhabitischen Islam zu verbreiten.7 Ein Ja zur Minarett-Initiative gibt den Schweizerischen Muslimen die Gelegenheit, ihre Solidarität mit ihrem Gastland und ihren Respekt vor unserer direkten Demorkate unter Beweis zu stellen.

Wer fordert Minarette?
Es sind vor allem Funktionäre von muslimischen Verbänden, die den Bau von Minaretten fordern:8
Farhad Afshar (Präsident Koordination Islamischer Organisationen Schweiz)
Fatih Dursur (Vorstandsmitglied Vereinigung der Islamischen Org. in Zürich)
Hani Ramadan (Direktor und Imam des Islamischen Zentrums in Genf)
Tariq Ramadan (International bekannter islamischer Gelehrter)
Christian Giordana (Professor Sozialanthropologie)
Diese Personen sind anerkannte Führer der Muslime in der Schweiz und fordern neben Minarette auch die (Teil)einführung der Schari’a9! Die Gebrüder Ramadan sind Söhne von Said Ramadan, einem Mitbegründer der radikalen Muslimbruderschaft aus Ägypten. Sie gegen sogar soweit die Steinigung von Ehebrecherinnen zu fordern.10

Ein Minarettverbot beugt dem Muezzinruf11 vor
Ein Blick ins Ausland zeigt, dass dem Minarettbau oft der Ruf des Muezzin folgt. Jüngstes Beispiel: Die kleine Stadt Rheinfelden in Deutschland wo auf einem Minarett gegen klare bisherige Abmachungen eine Verstärkeranlage installiert wurde, von dem der Muezzin-Ruf erklang.12 Obwohl ein Ja zur Minarett-Initiative nicht alle Probleme löst, so löst sie doch dieses, dass in Zukunft kein Muezzinruf erschallt. Denn eine solche Forderung wird früher oder später auch in der Schweiz gestellt werden und ob die Lärmschutzvorschriften genügend sind, zweifle ich an.

Minarette schaden der Integration
Einige Vertreter von Albanern sind gegen den Bau von Minaretten. So meint Albert Ramaj dass eine Mehrheit der Albaner in der Schweiz klar gegen den Bau von Moscheen seien weil diese die Entstehung von Parallelgesellschaften fördern würden. Ahmet Asani, ein Moslem von der Albanischen Gemeinschaft Schweiz, doppelt nach: «Moscheen mit Minaretten provozieren.» Man spiele damit fremdenfeindlichen Politikern in die Hand, meint Isuf Sherifi, auch Moslem, vom Albanischen Verein Memedheu St. Gallen. Zur Integration trügen Moscheen mit Minaretten nichts bei.13

Eine moderate Forderung
Hier geht es nicht um das Prinzip “Auge um Auge, Zahn um Zahn”. Ich will nicht Gleiches mit Gleichem vergelten. Der Bau von Moscheen und die friedliche Glaubensausübung wird durch die Initiative in keiner Weise beeinträchtigt. Religionsfreiheit ist ein äusserst kostbares Gut dessen Kerngehalt14 auf keinen Fall eingeschränkt werden darf. Allerdings gibt es kein einziges Land in dem absolute Religionsfreiheit gilt, sinnvolle Einschränkungen sind verbreitet und nach Völkerrecht absolut zulässig.15 Zudem hätte es Europa gut getan, wenn die Regierenden den Machtanspruch der katholischen Kirche mehr herausgefordert hätten, vor allem in Zeiten, in denen die Kirche das Evangelium von Jesus Christus verriet und sogar in Gottes Namen Andersgläubige bekriegte.

Hisham Maizar (Präsident Föderation Islamischer Dachverbände in der Schweiz) erklärt: “Wenn überhaupt etwas als beleidigend empfunden wurde von den hier lebenden Moslems, dann war es die Plakatkampagne der vergangenen Monate. Vorher dachten sich viele, dass die Anti-Minarett-Initiative eine Angelegenheit des Schweizer Staates sei, und nicht der Muslime selbst.”16 Ich bedauere sehr, dass die Diskussion um die Initiative manchmal mit Provokation und unsachlichen Argumenten geführt wird! Trotzdem plädiere ich für ein sachbezogenes Ja zum Initiativtext.

Internationale und wirtschaftliche Konsequenzen?
Ich glaube nicht, dass ein Minarettverbot zu denselben Ausschreitungen und Boykottaufrufen wie bei den Dänischen Mohammed-Karikaturen führen würde. Die Initiative wird in Saudi-Arabien als innenpolitische Angelegenheit der Schweiz gesehen, in die man sich nicht einmischen will.17 Dies bestätigt auch Tamer Aboalenin, Schweiz-Korrespondent von Al-Jazeera. Er attestiert der Schweiz zudem ein sehr hohes Ansehen in der islamischen Welt aufgrund der fehlenden Kolonialtradition und ihres humantiären Engagements.18 Nach seiner Einschätzung währen Terrorangriffe nicht zu befürchten, da die Initiative kein offizieller Angriff gegen den Islam sei. Ferner stellt das Schweizer Fernsehen fest, dass der Bund im Ausland nur wenig Interesse an der Anti-Minarett-Initaitive registriere.19

Fazit:
Es geht auch ohne Minarette! Wenn eine Mehrheit der Schweizer Stimmbevölkerung diese als Zeichen eines radikalen Politislams interpretiert und deren Bau verbieten will, ist dies absolut legitim und mit unserer direkten Demokratie vereinbar. Ein Bauverbot von Minaretten schränkt die Glaubensfreiheit nicht ein und dient möglicherweise sogar der Integrationen von Muslimen in der Schweiz. Es schützt zudem moderate Muslime, die sich nicht gegen die Ausbreitung eines radikalen Islams in der Schweiz zu wehren wagen.


Fussnoten:
1 Entsprechend will die EVP:
Extremisten ausweisen und den politischen Islam unterbinden. Wer Hass predigt, hat in der Schweiz nichts zu suchen. Wir weichen kein Jota von der Bundesverfassung ab.
Praktizierenden Muslimen auf der verpflichtenden Grundlage der Verfassung Freiheit geben und den Rückzug in eine versteckte Parallelgesellschaft verhindern.
Passive Muslime nicht radikalisieren und durch übertriebenes Verhalten auf ihre Wurzeln zurückdrängen.
Secondos besonders fördern und fordern, weil sich bei ihnen die Frage der Integration entscheidet, während sich die Auswanderergeneration nie ganz integrieren lassen wird. Finden die Secondos ihren Platz bei uns nicht, besteht die ernsthafte Gefahr, dass sie auf der Suche nach ihren Wurzeln sehr viel radikaler werden als ihre Eltern.
die Rechtsordnung durchsetzen: Gewaltaufrufe, Zwangsheiraten, Mädchenbeschneidungen, die Unterdrückung der Frau oder gar die Anwendung der Scharia werden nicht toleriert.
Grundwerte einfordern: Alle muslimischen Organisationen in der Schweiz sollen sich in einer Grundsatzerklärung zur Verfassung bekennen müssen und damit anerkennen, dass die Religionsfreiheit auch für Musliminnen und Muslime gilt, die zu einer anderen Religion übertreten wollen. Diese Erklärung (vgl. beispielsweise jene der VIOZ) muss in einer Schweizer Landessprache, Arabisch und der Sprache der jeweiligen Gemeinschaft (Türkisch, Albanisch, etc.) vorliegen.
Integrationsziele vereinbaren: eine Grundbereitschaft zur Integration muss vorhanden sein. Entscheidend ist dabei die Sprache: wer sich hier niederlassen will, muss entweder Sprachkurse besuchen, in denen auch über die ethischen Grundwerte, Rechte und Pflichten in der Schweiz informiert wird, oder entsprechende Kenntnisse belegen.
Verantwortungsträgern den Rücken stärken: Das gilt vor allem für die Lehrerinnen und Lehrer. Sie brauchen unsere Unterstützung. Elternabende oder -gespräche, Schwimmunterricht und Klassenlager sind für alle obligatorisch.
Muslimischen Geistlichen über die Schultern schauen: Imame müssen eine Landessprache beherrschen und zumindest einen Teil ihrer Ausbildung in der Schweiz absolvieren.
Begegnungen ermöglichen: Ohne persönliche Begegnungen mit den Migrantinnen und Migranten geht es nicht. Sie sind das beste Mittel zur Integration. Das ist anstrengend und bedeutet Arbeit. Doch Integration ergibt sich nicht quasi per Fernbedienung mit einem Minarettverbot in der Bundesverfassung.
einen neuen Religionsartikel in der Bundesverfassung, der gewährleistet, dass jede und jeder seine Religion frei wählen (oder lassen), ungehindert ausüben und mitteilen, aber auch wechseln kann. Er müsste zweitens die christliche Grundkultur unseres Landes zum Ausdruck bringen.
unseren Glauben und unsere christlich-abendländische Kultur leben. Ein überzeugend gelebtes Christentum schlägt jedes Minarett.
(http://evppev.ch/index.php?id=115&tx_ttnews[tt_news]=10859&tx_ttnews[backPid]=8&cHash=b116250544)
2 Hans-Peter Raddatz: Minarett, Moschee und Scharia, Handwörterbuch des Islam, S. 413f.
3 Nach: Der Islam in Westeuropa, 2008, S. 16
4 Heinz Gstrein: Gutachten zur Minarett-Initiative, 2008, S. 5
5 http://www.opendoorsca.org/content/view/434/21/
6 Open Doors 10/09, S. 8
7 Berner Zeitung. 2009. Hassprediger in Schweizer Moscheen. 26.10.2009,
Persönliches Gespräch mit dem Exilkurden K.A. und anderen. 
8 Weltwoche Nr. 42/09, S. 35, 37
9 Die islamische Theologie betrachtet die Scharia als vollkommene Ordnung, die Frieden und Gerechtigkeit schafft. Sie gilt als Ordnung Gottes und darf daher prinzipiell nicht durch menschliche Gesetze ersetzt werden. Die Scharia ist die Gesamtheit des islamischen Gesetzes, wie es im Koran, in der islamischen Überlieferung und in den Auslegungen maßgeblicher Theologen und Juristen vor allem der frühislamischen Zeit niedergelegt wurde. (Prof. Christine Schirrmacher)
10 http://www.humanrights.ch/home/de/Schweiz/Inneres/Gruppen/Kulturelle/idart_3161-content.html
11 Der islamische Gebetsruf Al Adhan:
Allahu akbar, Allahu akbar! (Allah ist der Grösste, Allah ist der Grösste!) (2x)
Asch-hadu al-la ilaha il-Allah! (Ich bezeuge, dass es keinen Gott gibt, außer Allah!) (2x)
Asch-hadu anna Muhammada-r-Rasulu-llah! (Ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Allahs ist!) (2x)
Hayya ´ala-s-Salah! (Kommt zum Gebet!) (2x)
Hayya ´ala-l-Falah! (Kommt zum Heil!) (2x)
Allahu akbar, Allahu akbar! (Allah ist der Grösste, Allah ist der Grösste!)
La ilaha il-Allah! (Es gibt keinen Gott ausser Allah!)
12 http://www.bernerzeitung.ch/schweiz/standard/Lautsprecher-auf-dem-Minarett/story/17888395
13 http://www.20min.ch/news/stgallen/story/24808207
14 Die wichtigsten Aspekte der Religionsfreiheit definiere ich als: Versammlungsfreiheit, Gewissensfreiheit, Missionsfreiheit, Konvertierungsfreiheit
15 Konvention zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, Artikel 9,2
16 http://www.20min.ch/news/schweiz/story/-Wir-sind-nicht-Kanonenfutter-fuer-die-SVP--22023613
17 Persönliches Gespräch mit einem Asylsuchenden und gläubigen Muslim aus Somalia
18 http://lifechannel.ch/artikel/9313.html
19 http://tagesschau.sf.tv/nachrichten/archiv/2009/10/29/schweiz/arabische_medien_berichten_ueber_minarett_vorlage

Sonntag, 18. Oktober 2009

Willkommen auf meinem Blog!

Liebe Freunde, Bekannte, Leser!
Ich freue mich, euch ab jetzt über diesen Blog ein paar Gedanken (wohl meist politische :-) ) mitteilen zu können. Zudem wird bald meine neue Homepage für die Grossratswahlen 2010 online sein.