"In der Schweiz ist der Bau von Minaretten verboten." Die Schweiz folgt damit dem Österreichischen Bundesland Kärnten das 2007 ein Minarettverbot beschlossen hat. Doch das Abstimmungsergebnis hat überrascht, die emotionalen Wellen, die im Vorfeld des Abstimmungskampfes schon hochgingen, kamen am Sonntag in aller Deutlichkeit zum Ausdruck. Auf der einen Seite Freude, Erleichterung, Genugtuung, dass man trotz der Generalschubladisierung in die rechtsextreme Ecke über 1,5 Millionen Stimmberechtigte für das Minarettverbot gewinnen konnte. Auf der anderen Seite Konsternation, Wut und Solidaritätskundgebungen, die sich zurecht gegen eine falsche Ausgrenzung von Menschen richten, die auf Angst beruht. Eines ist sicher: Die Minarett-Initiative, oder vielmehr die Art wie der Abstimmungskampf geführt wurde, hat unsere Gesellschaft gespalten wie kaum eine Abstimmungsvorlage in den letzten Jahren.
Begegnung mit einem ex-Terroristen
Am Abstimmungssonntag traf ich mich mit EDU-Sympathisanten um den Ausgang der Abstimmung zu verfolgen. Zwei Hauptredner an diesem Treffen waren Araber. Mein Freund Sultan A. erzählte uns seine Lebensgeschichte, wie er mit 16 Jahren der Muslimbruderschaft beitrat, wie er als Terrorist in den Irak reiste um zu töten und getötet zu werden. Alle seine Freunde kamen im Jihad ums Leben, nur er überlebte. Er kehrte nach Hause zurück, wo er heiratete und zwei Kinder bekam. In seinem Eifer für den Islam versuchte er immer wieder, Christen zum Islam zu bekehren. Worauf er sich nicht vorbereitet hatte war die Antwort einer Christin: “Wieso sollte ich eine Religion der Liebe gegen eine Religion des Hasses austauschen?”
Change we can believe in
Diese Antwort machte Sultan so nachdenklich, dass er kurz darauf entschied Isa [Jesus] nachzufolgen und ab diesem Zeitpunkt alle Menschen zu lieben. Sultans Frau tat es ihm gleich worauf sie von ihrem eigenen Vater auf die Strasse gezerrt und dort niedergestochen wurde. Sultan floh und fand Asyl in der Schweiz. Wenn ich mir heute seine Erlebnisse anhöre und mich mit ihm unterhalte, sehe ich ein Strahlen und eine Liebe in seinen Augen die jeden Hassgedanken verschwinden lassen. Doch war auch er sehr dankbar, dass die Minarett-Initiative angenommen wurde, denn diese richtet sich nicht gegen die Menschen islamischen Glaubens, sondern gegen eine Ideologie, die einen Vater dazu bringt seine eigene Tochter zu töten.
…tempus destruendi et tempus aedificandi
Gestern hat das Stimmvolk ein wichtiges Zeichen gegen die radikale islamische Ideologie gesetzt. Das Minarettverbot ist ein deutliches Zeichen an die Regierungen aller islamischer Länder, welche die Menschenrechte prinzipiell nur Moslems zubilligen. Leider wurde der Abstimmungskampf zum Teil mit Angstmacherei geführt, auch argumentierten manche Exponenten zu wenig differenziert. Die politischen “Unsportlichkeiten” einzelner Ja-Stimmenden gipfelten in den Farbanschlägen auf eine Moschee in Genf was äusserst bedenklich ist. So verwundert es nicht, dass sich einige moderate Muslime durch das Abstimmungsresultat persönlich angegriffen fühlen, was ich sehr bedauere. Die Abstimmung hat “Gräben aufgerissen und Gräben offenbart”, kommentiert Peter Schmid auf Livenet.ch. Deshalb mag es an der Zeit sein, sich an eine Aussage König Salomons zu erinnern:
“Es gibt eine Zeit zu zerstören und eine Zeit aufzubauen.” (Pr. 3,3b)
Ich meine, dass das Ja zur Minarett-Initiative notwendig und richtig war. Genauso wichtig ist es jetzt aber wieder Brücken zu bauen und Gefühle der Ausgrenzung - wo es diese geben mag – im Mut zur gegenseitigen Begegnung und im freundlichen, respektvollen Umgang mit dem Anderen zu mildern.
Für ein ganzheitlich “christliches Land”
War das Ja zur Minarett-Initiative nun ein Ja zu unseren christlichen Wurzeln? Ich bin etwas skeptisch, ging es doch in erster Linie um ein Zeichen gegen die Islamisierung. Die Bezeichnung “christliches Land” verdienen wir erst, wenn wir - vorab die bekennenden Christen dieses Landes - unsere Mitmenschen und vor allem die Schwächsten unter uns lieben, wie es Jesus uns vorgelebt hat. Vielleicht ist es kein Zufall, dass uns die Losungen am Tag nach dem Abstimmungsentscheid mahnen Augenmass zu bewahren und von einer kritischen Haltung gegenüber dem Islam nicht in Fremdenfeindlichkeit zu verfallen:
“Die Fremdlinge sollt ihr nicht unterdrücken; denn ihr wisst um der Fremdlinge Herz, weil ihr auch Fremdlinge in Ägyptenland gewesen seid.” - 2. Mose 23,9
“Seid gastfrei untereinander ohne Murren.” - 1. Petrus 4,9
Seien wir doch gerade in dieser kommenden Weihnachtszeit gastfreundlich mit Menschen, die hier Asyl beantragt haben. Begegnen wir ihnen mit Freundlichkeit, laden wir sie an unsere Weihnachtsfeiern ein, lasst uns sie hier willkommen heissen. So tragen wir zur Integration und Vorbeugung der Islamisierung bei, wie es kein Minarettverbot kann. Ein Sprichwort besagt, dass es leichter sei, das letzte Wort zu haben, als den ersten Schritt zu tun. Das letzte Wort hatten wir offenbar in dieser politischen Entscheidung. Ich hoffe, wir sind mutig genug einen ersten Schritt auf die Muslime in der Schweiz zu gehen ohne dabei unsere Identität aufzugeben.
Montag, 30. November 2009
Von Türmen und Brücken - Gedanken zum Minarettverbot
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Super Artikel! Danke!
AntwortenLöschenYesss!
AntwortenLöschenCool praise the lord!
AntwortenLöschenich glaub zwor au nöd an gott, aber dä artikel isch eifach genial!! hut ab
AntwortenLöschenBetrachten wir den Menschen ungeachtet seiner religiösen Herkunft und auch dieser Mensch betrachtet uns ungeachtet der religösen Herkunft wird eine Gastfreundschaft jederzeit möglich. Der Austausch an Kulturellen eigenheiten wird zum Erlebniss.
AntwortenLöschenDoch sobald gegenseitiges Missionarentum zu tage gefördert wird, scheiden sich die Geister. Aus Freunden werden Feinde!
Ich überzeugter Atheist aus der christlichen Kirche ausgetreten, mache zu oft die erfahrung, dass sowohl Christen wie auch Muslime das Missionieren nicht lassen können.
Warum denn, warumm muss das Gegenüber von der eigenen Religion überzeugt werden?
Spielen da etwa Ängste mit?
Wer die Religionsbücher und dessen Lehren genau betrachtet findet immer wieder Beispiele der schuldigkeit. Aufgezwungene verhaltensweisen die einem Schuldigsprechen bei nicht einhaltung und einer Vergebung des sogenannten Gottes!
Ein Wahnwitz, betrachtet man die Religionen aufgrund einer absoluten Reduzierung der verhaltenshinweise.
( Umgang mit den Mitmenschen, mit sich selbst und seiner Familie )
Wird klar, dass es gar keine Religion braucht, dass jeder Mensch den sogenannten Gott in sich trägt, dass kein Mensch volkommen ist und jeder Mensch sich ein leben lang bemühen muss! Er kann sich nur selber Bestrafen und vergibt sich auch selber.
Der Mensch ist ein Sklave seines emotionalen Verhaltens, dass ihn mehr oder weniger beherrscht!
Eine Religion, welche die Frauen unterdrückt, richtet sich GEGEN das Leben.
AntwortenLöschenAlles was damit zusammenhängt, muss ein christlicher Mensch ablehnen.
selimi monika Schweiz
Ist es nicht ziemlich scheinheilig, den Muslimen ein Recht zu entziehen, welches allen anderen Religionen als selbstverständlich zugestanden wird, und welches an und für sich durch unsere Verfassung (s. Art 8: Diskriminierungsverbot, Religionsfreiheit) garantiert wäre; und NACH geglückter Diskriminierung dann zu "Freundlichkeit" und "Gastfreundschaft" aufzufordern?
AntwortenLöschenSehr gelungener Beitrag und wohltuhende Tonart - wenn man die Statements im Facebook und in den Kommentaren anderswo so liesst...
AntwortenLöschenSuper Artikel !
AntwortenLöschenD. Engler EDU SG
Ausländern freundlich zu begegnen finde ich den falschen Ausdruck. Besser wäre: die Ausländer fair behandeln, ohne sie aufgrund ihrer Herkunft oder Religion zu diskriminieren. Seht den Menschen in einem Ausländer und nicht sein Herkunftsland oder seine Religion.
AntwortenLöschenIch als Ausländerin möchte nicht mit einer aufgesetzen Freundlichekeit behandelt werden, nur weil ich Ausländerin bin. Ich bin ein Mensch wie ihr alle. Lernt mich kennen. Ich kann gute oder böse Absichten haben. Findet es heraus, denn meine Herkunft oder meine Religion sagen nichts darüber aus.
Also sprecht die Ausländer an, lernt sie kennen. Nur so kann man Vorurteile abbauen.
Lieber Samuel
AntwortenLöschenIch schätze enorm wie Du zeigst, dass Du auch die Gegenseite verstehst. Und ich schätze noch viel enormer, dass Du nicht Öl ins Feuer giesst, sondern im Gegenteil DEN ERSTEN SCHRITT machst!! Das ist schöne Radikalität!
Ich möchte aber kritisch sagen, dass Du es Dir m.E. zu einfach machst in diesem Blogeintrag.
Neben ARGUMENTEN, die natürlich in der öffentlichen Diskussion, eine grosse Rolle gespielt haben, hatte das JA zur Minarettinitiative eine riesige FEINDSCHAFTLICHKEIT offenbart. Enorm viele Menschen haben damit gesagt "Mir ist der Islam unsympathisch". Enorm viele Menschen haben gesagt "Muslime sind bedrohlich". Wenige haben damit auf indirekte Weise eine argumentierte Ablehnung des radikalen Islam gemacht. Das Symbol, das diese Initiative ausgesendet hat, war vor allem: ABLEHNUNG des ISLAM (und zwar mit gesetzlichen Mitteln, nicht mittels der Überzeugungskraft des Evangeliums).
Wie um Himmels Willen willst Du den Muslimen klar machen, dass DU das Minarettverbot als Ablehnung einer Ideologie und nicht als Ablehnung der Muslime verstanden wissen willst? Warum kannst Du definieren, wie dieses Resultat zu verstehen ist? Die MUSLIME verstehen das überhaupt nicht alle so, wie Du es verstehst (was ich auch verständlich finde, da der Zusammenhang zwischen Minarett und radikalem Islam massiv aufgeblasen wurde und das als Ausdruck allgemein des Islams massiv unterbetont wurde). Die Muslime werden doch wohl auch das Recht haben, das Ja so zu interpretieren, wie sie es verstehen?
Du hast selbst in Deinem Beitrag auf den Islam pauschal als "Religion des Hasses" angespielt. Du hast selbst in Deinem Beitrag betont auf die Meinung eines Einzelnen Bezug genommen (dazu noch eines EX-Muslim - Konvertiten sind ja wohl nicht die repräsentativsten Vertreter des Islam).
Es GIBT respektablen Islam. Es GIBT Islam, der mit harter Hand bekämpft werden soll. Was das Ja meines Erachtens zum Ausdruck gebracht hat, ist dass die Schweizer BEIDE Sorten von Islam unsympathisch und bedrohlich findet und bereit ist, das religiöse Symbol BEIDER Sorten von Islam per Gesetz zu verbieten.
Wenn wir wirklich den ersten Schritt machen wollen, müssen wir uns vielleicht zuerst dafür entschuldigen bevor wir sagen "wir haben es doch nicht so böse gemeint?"
(ps: in der Klammer hats einen Schreibfehler. Es sollte heissen: "was ich auch verständlich finde, da der Zusammenhang zwischen Minarett und radikalem Islam massiv aufgeblasen wurde und das MINARETT als Ausdruck allgemein des Islams massiv unterbetont wurde)
AntwortenLöschen(ps: Es hat noch einen Schreibfehler im Beitrag oben. Es sollte heissen: "der Zusammenhang zwischen Minarett und radikalem Islam massiv aufgeblasen wurde und das MINARETT als Ausdruck allgemein des Islams massiv unterbetont wurde)
AntwortenLöschenWas ist mit euch los? "Alle Menschen gleich??" Das funktioniert einfach nicht, das merkt man ja auch wenn man den Kommunismus versucht einzuführen. Es gibt einfach verschiedene Kulturen und Menschen die anders sind, wie wollt ihr sie gleich machen? Den Christen den Islam aufzwingen oder umgekehrt? Schwachsinn. P.s. Toller Artikel ;)
AntwortenLöschenWirklich toller Artikel.
AntwortenLöschenG.Graf